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Elektromobilität im Fokus: Seat-Chef Griffiths plädiert für ein bedachtes Vorgehen

von Constantin Hoffmann an Jun 28, 2024

Elektromobilität im Fokus: Seat-Chef Griffiths plädiert für ein bedachtes Vorgehen

In einer Zeit, in der die Automobilbranche stark auf Elektromobilität setzt, stellt Wayne Griffiths, der Chef der Volkswagen-Marke Seat, die Geschwindigkeit der Elektrifizierung infrage. In einem Interview mit dem Handelsblatt äußerte Griffiths seine Bedenken und erklärte, dass ein Elektroauto in der Preisklasse um 20.000 Euro vorerst nicht auf der Agenda von Seat stehe. Stattdessen liegt der Fokus auf Elektrofahrzeugen im Preissegment um 25.000 Euro, deren Produktion Seat in Spanien für Volkswagen, Cupra und Skoda übernehmen wird.

Prioritäten und Produktionspläne

Seat ist verantwortlich für die Produktion von vier neuen Elektro-Kleinwagen, die ab 2026 verfügbar sein sollen. Diese Fahrzeuge sollen für die Marken VW (ID.2), Cupra (Raval) und Skoda (Epiq) hergestellt werden. Ein noch günstigeres Elektroauto könnte 2027 folgen, doch Seat zeigt derzeit kein Interesse daran. Während Konkurrenten wie Stellantis und Renault bereits günstigere Elektroautos auf den Markt bringen, sieht Griffiths keinen Grund zur Eile. Er betonte, dass die wirtschaftliche Auslastung der Werke Vorrang habe: „Am Ende geht es darum, ob und wie ich die Werke auch wirklich voll bekomme.“

Elektromobilität mit Pragmatismus

Griffiths steht zwar zur Zukunft der Elektromobilität, warnt jedoch vor einem zu schnellen und dogmatischen Übergang. „Der Weg dorthin dürfte nicht dogmatisch, sondern müsse pragmatisch erfolgen“, so Griffiths. Für das laufende Jahr plant er ein weiteres Wachstum für Cupra, wobei eine Marge von etwa fünf Prozent angepeilt wird. Schon jetzt ist Cupra für mehr als die Hälfte des Ergebnisses von Seat verantwortlich und könnte 2024 erstmals Seat beim Absatz überholen.

Markenstrategie und Zukunftsaussichten

Entgegen der Spekulationen über ein mögliches Aus von Seat betont Griffiths die wichtige Rolle der Marke innerhalb des Volkswagen-Konzerns: „Ohne Seat wird es kein Cupra geben.“ Während Cupra sich auf Elektromobilität konzentrieren wird, bleibt Seat bei kleinen Verbrennern und Hybriden als Einstiegsautos. Diese klare Abgrenzung der Aufgaben ermöglicht es beiden Marken, flexibel auf Marktanforderungen zu reagieren.

Keine Strafzölle und erhöhte Wettbewerbsfähigkeit

Griffiths lehnt Strafzölle auf in China gefertigte Autos ab und spricht sich gegen Protektionismus aus: „Protektionismus ist nicht die Lösung. Wenn andere Hersteller wettbewerbsfähiger sind, dann musst du deine Wettbewerbsfähigkeit erhöhen.“ Dies ist besonders relevant, da der neue Cupra Tavascan in China produziert wird und Strafzölle auf dieses Fahrzeug vermieden werden sollen.

Fazit

Wayne Griffiths' Ansatz zur Elektromobilität und die strategischen Entscheidungen von Seat und Cupra spiegeln eine Balance zwischen Innovationsdrang und wirtschaftlicher Vernunft wider. Während die Elektromobilität zweifellos die Zukunft der Automobilindustrie ist, warnt Griffiths davor, diesen Wandel zu schnell und ohne Rücksicht auf die aktuelle Marktdynamik voranzutreiben. Mit einer klaren Markenstrategie und einer pragmatischen Herangehensweise sieht er Seat und Cupra gut aufgestellt für die kommenden Jahre.