BYD testet Feststoffbatterie mit 1.500 km Reichweite im Seal
von Constantin Hoffmann an Jun 24, 2025

BYD will ab 2027 Elektroautos mit Feststoffbatterie in Serie bauen – den Anfang macht das Model-3-Konkurrent Seal. Was bedeutet das Rekord-Projekt für Reichweite, Ladezeiten und den europäischen Markt?
Einleitung
Die Vorstellung klingt fast zu gut, um wahr zu sein: In zwölf Minuten laden und anschließend 1.500 Kilometer (nach chinesischem CLTC-Zyklus) fahren. Genau das verspricht BYD mit seiner seit zehn Jahren entwickelten Feststoffzelle, die jetzt in ersten Prototypen des Seal auf öffentlichen Straßen erprobt wird. Für uns in Deutschland ist das (noch) reine Information – kaufen können wir den Akku vor 2027 nicht. Dennoch zeigt der chinesische Branchenprimus der Konkurrenz, wohin die Reise gehen soll.
Reichweiten- und Ladezeitrekord
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Energiedichte laut BYD: 400 Wh/kg – damit klar über heutigen Lithium-Ionen-Werten (150-300 Wh/kg).
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Geladene 80 % in 12 Minuten, was 1.500 km CLTC entspricht. Europäische WLTP-Werte dürften etwas niedriger ausfallen, liegen aber immer noch deutlich über allem, was derzeit erhältlich ist.
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Sollte die Ladeleistung bestätigt werden, wären Ultra-Schnellladestationen kaum länger blockiert als zum klassischen Tankstopp.
Funktionsprinzip der BYD-Feststoffzelle
Bei Solid-State-Akkus ersetzt ein fester Elektrolyt die brennbare Flüssigkeit konventioneller Zellen. Das bringt mehrere Vorteile:
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höhere Zellspannung und Energiedichte
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geringeres Thermal-Runaway-Risiko (Brandsicherheit)
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potenziell längere Lebensdauer und weniger Degradation
BYD kombiniert den Festelektrolyten mit neuen Kathoden- und Anodenmaterialien, verrät aber noch keine Details – ein klarer Wettbewerbsvorteil, wenn die Serienreife gelingt.
Zeitplan bis zur Großserie
Jahr | Meilenstein | Kommentar |
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2025 | Straßentests Seal Prototyp | aktuell in China gestartet |
2027 | Serienstart Seal Solid-State | begrenztes Volumen |
2028 | Weitere BYD-Modelle | Limousine & SUV geplant |
2030 | Massenproduktion | Preisniveau soll laut BYD dem heutiger Li-Ionen-Akkus entsprechen |
Folgen für den europäischen Markt
Preis: Der Seal startet in China bei umgerechnet 21.000 €, in Österreich aktuell ab 47.980 €. Mit Feststoffzelle dürfte der Preis zunächst steigen – BYD hält sich dazu bedeckt.
Wettbewerb: Auch Mercedes, Volkswagen & Co. forschen an Feststoffspeichern, rechnen aber eher mit 2028-2030. BYD könnte also einen deutlichen Vorsprung erarbeiten.
Reichweitenangst: 1.500 km nach CLTC würden hierzulande je nach Fahrprofil immer noch deutlich über 1.000 km WLTP bedeuten und damit die Diskussion um Ladeinfrastruktur grundlegend verändern.
Fazit
BYD macht ernst: Der Feldtest im Seal zeigt, dass Feststoffbatterien nicht länger nur Laborvision sind. Gelingt der Serienanlauf 2027, könnte der chinesische Hersteller seinen Vorsprung bei Effizienz und Kostenbrutalität weiter ausbauen – und für deutschen wie europäischen Hersteller den Innovationsdruck massiv erhöhen.