CLA Ladeproblematik: 800-Volt-System vs. reale Infrastruktur
von Constantin Hoffmann an Jul 11, 2025

Die CLA Ladeproblematik zeigt, dass High-Tech-Versprechen und Alltagserfahrung nicht immer zusammenpassen. Mercedes-Benz bewirbt den neuen vollelektrischen CLA mit 800-Volt-System, 320 kW Ladeleistung und bis zu 792 km Reichweite. Interne Unterlagen offenbaren jedoch, dass das Modell nur an wenigen Spezial-Säulen lädt und an 400-Volt-Stationen komplett ausfällt. Welche Folgen hat das für Fahrer und wie reagiert Mercedes?
Ambitioniertes 800-Volt-Versprechen
Mercedes hebt im internen Informationspaket zur Verkaufsfreigabe – April 2025 hervor:
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325 km Reichweite in 10 Min. Laden
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320 kW Peak-Leistung bei optimaler Technik
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Ladegeschwindigkeit nur an 800-Volt-Säulen verfügbar
Doch 400-Volt-Stationen, die bundesweit einen Großteil der Schnellladeinfrastruktur ausmachen, werden in der Navigation gar nicht erst angezeigt. Das schränkt die Alltagstauglichkeit deutlich ein.
Infrastruktur-Realität in Deutschland
Zum Stichtag 1. Juni 2025 listet die Bundesnetzagentur:
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11.919 Ladepunkte > 299 kW (ausschließlich 800 V)
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14.803 Ladepunkte 149–299 kW (mix aus 400 V/800 V)
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11.828 Ladepunkte 22–149 kW (rein 400 V)
Der CLA bleibt an 11.828 Stationen unter 149 kW außen vor, und bei 149–299 kW ist unklar, wie viele 400-Volt-Säulen betroffen sind. Die eingeschränkte Auswahl kann vor allem in ländlichen Regionen zum Problem werden.
Technische Lösung für Nordamerika – bald global
Mercedes plant, ab Anfang 2026 eine DC/DC-Konverter-Lösung zu verbauen, die 400-Volt-Laden ermöglicht.
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Nordamerika: ab 2026 serienmäßig für neue Bestellungen
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Europa: Rollout ab Mitte 2026, teils nur gegen Aufpreis
Ob diese Umrüstung kostenfrei ist, entscheidet der jeweilige Markt – eine offizielle Preisangabe steht noch aus.
Wettbewerbsanalyse mit Lücken
Intern vergleicht Mercedes den CLA fast ausschließlich mit BMW 2er, 3er und Audi A5 (Verbrenner), während Tesla, Hyundai, Polestar oder BYD gar nicht erwähnt werden.
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Ignoriert werden Marktführer wie Model 3 (Tesla) und Ioniq 6 (Hyundai)
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Chancen für chinesische Anbieter und neue Geschäftsmodelle werden ausgeblendet
Dieser enge Fokus auf traditionelle Premiumkonkurrenz wirkt rückwärtsgewandt und riskiert, Mercedes im globalen EV-Wettbewerb ins Hintertreffen geraten zu lassen.
Schluss
Die CLA Ladeproblematik macht deutlich: Technische Spitzenwerte nützen wenig, wenn die Infrastruktur nicht passt. Mit dem angekündigten Konverter-Update ab 2026 bessert Mercedes nach, doch bis dahin müssen Käufer in Deutschland und Europa gut planen. Ein erweiteter Blick auf echte Elektromobilitäts-Wettbewerber wäre nötig gewesen, um den CLA als zukunftsfähiges Modell zu positionieren.