Deutsche Autohersteller unter Druck: Ursachen, Risiken und mögliche Auswege
von Constantin Hoffmann an Aug 10, 2025

Nach ernüchternden Quartalszahlen von Volkswagen, Mercedes und BMW zeigt sich: Die deutschen Premiumhersteller stehen so stark unter Druck wie seit Jahren nicht mehr. Umsatzrückgänge, sinkende Absatzzahlen und hohe Kosten zwingen die Konzerne zu tiefgreifenden Veränderungen – nicht nur bei den Antrieben.
Die Hauptgründe für die Absatzkrise
Gleich mehrere Faktoren setzen der deutschen Automobilindustrie derzeit zu:
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Schwache Nachfrage in China – Der einst wichtigste Wachstumsmarkt wird heute von einheimischen Herstellern wie BYD, Nio und Geely dominiert.
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Handelskonflikte mit den USA – Strafzölle unter Präsident Trump belasten vor allem Marken mit starkem US-Geschäft.
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Teurer Umstieg auf Elektromobilität – Milliardeninvestitionen treffen auf geringere Margen als bei Verbrennern.
Besonders hart trifft es Hersteller, die sich stark auf Premium-Modelle verlassen. Der Absatz in Regionen wie Südeuropa, Südamerika oder den USA stagniert, während in China lokale Marken den Markt erobern.
Interne Probleme verschärfen die Lage
Neben globalen Marktbedingungen sind es vor allem hausgemachte Schwierigkeiten, die den Druck erhöhen:
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Zu viele Produktionsstandorte mit teils schwacher Auslastung
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Hohe Personalkosten in Deutschland und Europa
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Komplexe Entscheidungsstrukturen, die schnelle Reaktionen verhindern
Während BMW dank seines großen US-Werks in Spartanburg flexibler agiert und über 400.000 Fahrzeuge jährlich lokal produziert, muss Volkswagen über Werksschließungen nachdenken, um Überkapazitäten abzubauen.
BMW, Mercedes und VW im Vergleich
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BMW: Stabile Nachfrage nach SUV-Modellen aus den USA, geringerer Fokus auf reine E-Antriebe.
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Mercedes: Produktion in den USA (Tuscaloosa) und China (Peking) sichert regionale Märkte ab – Zukunft deutscher Werke wie Bremen oder Rastatt bleibt fraglich.
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Volkswagen: Bedarf an Werksschließungen in Deutschland hoch, während Marken wie Škoda mit schlankeren Strukturen besser dastehen.
Was jetzt passieren muss
Damit deutsche Hersteller international konkurrenzfähig bleiben, sind tiefgreifende Maßnahmen nötig:
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Kostenstrukturen optimieren – Weniger Standorte, effizientere Produktion.
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Produktportfolios anpassen – Modelle stärker auf regionale Märkte abstimmen.
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E-Mobilität und autonomes Fahren vorantreiben, ohne die Profitabilität zu vernachlässigen.
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Lokale Produktion in Schlüsselmärkten wie den USA und Asien ausbauen, um Zölle zu umgehen.
Die Innovationskraft ist nach wie vor vorhanden – besonders bei E-Autos und automatisiertem Fahren – doch der Weltmarkt wartet nicht. Wer zu langsam handelt, riskiert Marktanteile und Erträge dauerhaft zu verlieren.